Hi Daniel,
„Bern des Ostens“, hearst oida XD
1. Siehst, des passiert wenn man die Pläne anderer Leute lebt. Tod und Verderben.
2. Loslassen ist wichtig. Bei großen Ideen & Projekten wird loslassen & losstarten aber schwer, wenn es in deinem Umfeld (oder in deinem Kopf?) keine Fehlertoleranz gibt.
Wenn ich aus meinem allerersten Fehler nicht lerne, weitermache, besser werde, sondern direkt einen Schlussstrich ziehe und meine Idee als „dumm“ abstempel.
Oder – richtig schlimm! – wenn ich es vor lauter Planung weder zu einem Fehler noch zu einem ersten Erfolg kommen lasse, sondern lieber auf das von dir beschriebene Sicherheitsgefühl hinplane.
In beiden Fällen bleibst halt direkt am Start hängen, und die vielleicht geile Idee erstickt. Beim Projekt & der Doktorarbeit musste ich einen guten Moment für den Absprung finden: also den Punkt, an dem ich mal eine klare Vorstellung hatte, wie es klappen könnte, ab dem ich mir & meiner Idee aber auch Änderungen und Fehler erlaubt habe, um Form anzunehmen.
3. Ich bin ein bisserl zwiegespalten was das anbelangt! Doktorarbeit und Projekt sind für mich zwei unterschiedliche Perspektiven, die ich auch getrennt denke:
Bei der Doktorarbeit habe ich gleich mehrere Chancen: Ich kann, wie du meinst, a) eine ganz neue Museumexperience erfinden. Nice, das ist natürlich was ganz großes, das ist laut und bunt und einzigartig. Ich kann auch b) anderen Leuten einen Startpunkt für ihre Ideen bieten, andere Leute mit meinem Ansatz inspirieren. Zeigen, dass die Kombination von Game & Museum & Inklusion Potenzial hat.
Vielleicht beweise ich ja auch c), dass wir mit diesem Ansatz gar nichts für unsere Gäste verbessern. Das würde in Zukunft viel Aufwand und Zeit sparen und neue Ansätze fördern.
Oder d), e), f)…. Meine innere Forscherin will nicht auf Teufel komm raus a) erreichen, sondern erst mal neues Wissen erarbeiten.
Du hast mit deiner Diplomarbeit trotz krasser „Planänderung“ wissenschaftliches Arbeiten gelernt, hast vielleicht bewiesen, welches Studiendesign für solche Forschungsfragen klappt.
Alles in allem eine weniger eindimensionale Perspektive also.
Wenn ich NMsee als Projekt betrachte, will ich natürlich kurzfristig (so kurzfristig 3 Jahre halt sein können…) und ganz konkret die Situation zum Positiven verändern. Hier greift eher dein Bild vom messy Projektgeschäft, mit Risiko, Stress und Männertränen (für letzteres bin ich zu unmännlich. Oder unmenschlich.)
Auch hier weiß ich, dass ich nicht haargenau den Plan von 2019 umsetzen werde. Ich wär sonst auch ein schöner Trottel: dann würde ich alle Erfahrungen & das Feedback meiner Tester*innen aus den letzten 3 Jahren von vorne herein links liegen lassen.
4. Ich bin auch nach 3 Jahren happy & dankbar, dass mein Projekt existiert und wächst und Fehler und Erfolge feiern darf. Alle Fehler & Erfolge versuche ich genau zu dokumentieren, damit wir möglichst viel daraus lernen können. Klar ist es trotzdem stressig, wenn du gleichzeitig forschst und planst und testest und schreibst und entwickelst, noch einen Vortrag hältst, noch eine neue Idee diskutierst.
Für mich ist das aber erst einmal positiver Stress, weil ich weiß, dass sich dabei etwas bewegt und verändert.
Negativ stressig sind für mich die rein bürokratischen Aufgaben, aus denen so ein Forschungsprojekt natürlich auch besteht. Da würde ich bei einem 2. Anlauf mehr Unterstützung verlangen.
Trotzdem: ich würde Projekt & Promotion immer wieder und natürlich jedes Mal anders machen.
Liebe Grüße,
Anna