Liebe Johanna,
danke für den Versuch, Spannung zu erzeugen und an einen Punkt zu kommen, der nicht belanglos und Social-Media-mäßig einfach sagt: „es war eine tolle Journey und ich habe so viel gelernt. Danke an alle Mitreisenden.“
Bei mir schwankt der Blick zurück immer. An manchen Tagen freue ich mich tatsächlich, über die Art und Weise, wie die Zeit mein Leben heute noch beeinflusst. An anderen Tagen fühle ich mich verraten. An anderen als Gescheiterter, der im entscheidenden Jahr seines Berufslebens nicht gut genug war. Trotz des positiven Feedbacks der meisten Kunden, Chefs und Kollegen vorher und danach: Vielleicht doch falsche Selbstwahrnehmung und ich bin nicht so geil wie ich insgeheim denke.
Seit Du mich angerufen hast und mich eingeladen hast, uns zu dem Thema auszutauschen, wälze ich das Thema in meinem Kopf. Dabei komme ich immer einem Punkt näher, den man wohl als Abschluss (neudeutsch) Closure bezeichnen würde. Dieses Format ist meine Therapie. Wenn Du – aus nachvollziehbaren Gründen – nicht mitmachen magst, wäre ich traurig. Wahrscheinlich würde ich Dir dann einfach einen Braindump schicken -mit allem, was ich schon immer mal zu dem Thema loswerden wollte.
Ich weiß gerade selber nicht, ob ich den Austausch veröffentlichen möchte. Vielleicht schwärzen wir am Ende auch einen Teil und veröffentlichen den Rest?
Für mich dreht sich viel um die Fragen: Was habe ich zum Ende von Monokel Consulting noch nicht gesagt? Was noch nie den anderen Menschen im Team? Was werde ich nie sagen, weil es ein unnötiges Nachtreten ist? Was muss raus, auch wenn es weh tut, damit es danach heilen kann. Damit die Beziehung zu den Mitgründern vielleicht noch mal so gut wird, wie sie in den Momenten der größten Verbundenheit war. Oder muss ich mich damit abfinden, dass ich zwei Menschen verloren habe, weil ich sie immer mit einer eigenen persönlichen Niederlage verbinde?
Kjkjlkj bla bla bla [… EDIT: hier stand mal ein langweiliger Teil über das Format…] bla bla bla sauermilch
Ganz ehrlich gesagt, war die Frage „Wer ist schuld“ als Frotzelei gedacht. Ich habe mit einer Antwort a la „alle und keiner“ gerechnet und mir ausgemalt, dass wir dann zu Themen kommen, die mehr „Ich-Botschaften senden. Die unsere Reflektionsprozess im Fokus haben. Was wir über die Zeit bei IR und Monokel Consulting sagen, sagt ja mehr über uns aus als über die Mitgründer.
Ich würde vor alles den Disclaimer setzen: Ich bin ehrlich, aber ich schreibe nicht die Wahrheit. Das ist meine subjektive Erinnerung an einer Realität, die ich damals schon verzerrt wahrgenommen haben. Wie bei Wolf on Wallstreet, wenn der Ferrari die Farbe wechselt, um klar zu machen, wie subjektiv die ganze Geschichte ist.
Was ich schreibe, sagt nur etwas über mich aus, nicht über Timo und Daniel, weil das, was ich schreibe, nie so stattgefunden hat.
Gemein gemein gemein […EDIT: geschwärzter Text…] gemein gemein gemein
Für mich persönlich gibt es mit Bezug zu Monokel Consulting zwei Möglichkeiten:
- Die heimtückischen Täter Daniel und Timo haben mich in ein Unternehmen gelockt, die Kohle mitgenommen und sobald sie es sich leisten konnten und es für ihr Spiel erforderlich war, fallen gelassen. Dabei haben sie mich immer wieder angelogen und Commitments gemacht, die sie nicht eingehalten haben. Ich bin hier ein Opfer.
- Wir haben zusammen ein Unternehmen gegründet. Das größte Risiko „Deine Mitgründer haben noch ein anderes Unternehmen. Dort tun sie was sie lieben. Und es ist eigentlich ein Vollzeitjob. Das wird scheitern.“ Ist am Ende eingetreten. Ich habe alle Warnsignale missachtet, weil es mir in dem Moment vielversprechender war, weiterzumachen. Aber was lässt sich daraus lernen? Kann ich dafür etwas für das nächste Venture mitnehmen? Oder bleibe ich verbittert zurück und werde ein Typ „Das hat bei mir nicht geklappt. Bei Euch kann das auch nicht klappen“. Oder liest das hier jemand und denkt: „Ich bin in einer ähnlichen Situation und unter den und den Umständen und mit diesen Maßnahmen kann es doch klappen.“
Mich als Opfer zu sehen, löst eine kognitive Dissonanz aus (siehe oben: ich bin doch ein toller Typ und kann deshalb nicht Opfer sein).
Also Johanna, hast Du Lust den Dialog wieder aufzunehmen und ich sage Dir, bei welchen Themen mir der Puls hochgeht. Oder soll ich dich mit der nächsten 5000-Wörter-E-Mail überschütten?
Liebe Grüße
Daniel