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Design Thinking Double Diamond – 2 Diamanten für brilliantes Design?

Design Thinking Double Diamond - 2 Diamanten für brilliantes Design?

Der Design Thinking Double Diamond taucht in vielen Bildern über den Design-Thinking-Prozess auf. Der „Doppelte Diamant“ steht für je zwei divergierende und konvergierende Phasen. Diese Phasen sind zwei wertvolle Kernelemente im Design Thinking und die Darstellung erinnert häufig an Diamanten mit Brillantschliff.

 
 

Welche Rolle spielt der Design Thinking Double Diamond im Prozess?

Es gibt verschiedene Prozessdarstellungen für Design Thinking. Mit fünf, sechs oder sogar sieben Stufen. Verschiedene Consultant, Agenturen und Wissenschaftler streiten sich darum, wer Recht hat. Praktisch machen aber alle fast das Gleiche. Dass der Design Thinking Double Diamond in den Prozess gehört ist aber der nahezu unbestritten.

 
 

Divergierendes und Konvergierendes Denken:

Divergierendes und konvergierendes Denken klingt schwierig, ist aber eigentlich einfach: Es gibt Phasen, in denen man offen nach neuen Ideen sucht und es gibt Phasen, in denen man die gesammelten Ideen bewertet. Diese Phasen sind streng voneinander getrennt. Bei der Sammlung von Ideen will man alle Blockaden lösen und sich auf keinen Fall zu früh zensieren. Bei der Auswahl von Ideen ist es wichtig, logisch vorzugehen und nur die besten Ideen weiterzuentwickeln. Für ungeübte Teilnehmer ist es häufig schwierig Ideen unbefangen zu sammeln. Aber auch Experten tun sich damit schwer, liebgewonnene Ideen fallenzulassen, weil andere Ideen ein Stückchen besser sind.

Da Zeit und Budget immer knapp sind, sollte man nur die besten Pferde durchfüttern.

Die Balance zwischen Problemdefinition und Lösungssuche

Wem helfen die besten Antworten auf die falschen Fragen? Niemanden – und deswegen legen die meisten Design Thinker viel Wert darauf, eine gute Balance zwischen der Suche nach dem richtigen Problem und der Suche nach den besten Lösungen zu finden. Die Faustregel besagt: Beschäftigt Euch genau so lange mit dem ersten Diamanten wie mit dem zweiten. Auch hier werden die Phasen streng voneinander getrennt. Eine guter Design Thinking Facilitator greift in den Prozess ein, wenn zu früh Lösungen gesammelt werden. Die Felix Magaths unter ihnen drücken dann jedes Mal auf eine laute Hupe. Die Humaneren parken die Idee erst mal für später in einer Ideengarage.

Was kann man an der Darstellung des Design Thinking Double Diamond kritisieren?

Der Design Thinking Double Diamond lässt den Prozess zu linear aussehen. Man läuft die beiden Phasen stringent und kommt so ohne Umwege zum Ziel. In der Realität arbeiten Design Thinker aber häufig iterativ. Sie durchlaufen einen Mikrozyklus aus Problemdefinition, Idee, Prototype und Test. Wenn der Test keine guten Ergebnisse bringt, geht das Team wieder zurück und bearbeitet die Phase erneut.

Außerdem weicht der Design Thinking Double Diamond häufig von der gelebten Praxis ab. Mir – und den meisten meiner Kollegen – fällt es sehr schwer, unsere Darlings zu killen, während wir häufig problemlos eine Flut an Ideen produzieren. Bei uns müsste der Prozess eher durch zwei Drachen als durch zwei symmetrische Rauten abgebildet werden.

 
 

Design Thinking Double Diamond – Fazit

Der Design Thinking Double Diamond ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Design Thinking zu erklären. Vergesst aber nicht, dass der „doppelte Diamant“ nur eine schematische Darstellung ist und kein immer gültiges Naturgesetz.

Ihr seid Euch noch nicht sicher, ob Ihr Design Thinking einsetzen möchtet? Schaut Euch diesen Artikel zum Thema Kritik an Design Thinking an.

 
 

Über den Autor

Daniel Herrmann

Ehemaliger Business-Kasper | Ausgewildertes Spielkind

Ich bin Game Thinker, Consultant und fanatischer Anhänger der Theorie Y. Meine Frau findet mich unfreiwillig komisch. Maximal 2 von 100 Menschen werden in Gesprächen mit mir dümmer.

Co-Founder von Monokel Consulting, Serious PlayScape und RokaEnergy.

 
 

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