Es muss mal einer sagen: Das Wort des Propheten gilt nichts im eigenen Haus. Zu häufig ist das auch noch in Unternehmen so: Die Experten wissen was zu tun ist, aber das Management kann nicht davon überzeugt werden es zu tun. Vielleicht sind die Experten auch nur ungeschickt beim Pitchen ihrer Ideen, vielleicht glaubt das Management aber auch, dass die Kompetenz im Unternehmen von oben nach unten fließt und Experten ohne Managementfunktionen einfach nicht genug Ahnung und Weitblick haben. Für wichtige Projekte wird per se eine Beratung beauftragt. Die Berater haben schließlich Erfahrungen aus Projekten bei Konkurrenten und mögen außerdem den gleichen teuren Wein. Die Berater arbeiten dann Vorschläge aus, die schon länger in den Schubladen der Fachabteilungen liegen. Aber wie durch Magie – oder die von Consultants über Jahre erworbene Fähigkeit, Informationen entscheidungsreif aufzubereiten – kommt es jetzt zu einer positiven Entscheidung. Unternehmen müssen Strukturen aufbauen, in denen die Menschen mit Ahnung und die Menschen mit Überblick zusammen sinnvolle Entscheidungen treffen können. Auch ohne den Einsatz von Beratern.
Wir brauchen jemanden fürs Grobe: Es gibt hässliche Projekte. Schmerzhafte Entscheidungen müssen getroffen und kommuniziert werden. Da nehmen wir uns einen Berater, der prügelt das durch und dann können wir uns wieder in die Augen schauen. Das ist fast ein Originalzitat. Der Berater als John Wayne, der nach dem Auslöschen der Indianer in den Sonnenuntergang reitet während die Siedler in Frieden weiterleben. Auch schmerzhafte Entscheidungen können „menschlich“ und kooperativ getroffen werden. Wenn ein Chef drastische Maßnahmen durchsetzt, kann er dabei Sympathien und Vertrauen von Teilen der Belegschaft langfristig verlieren. Ein Chef, der sich in kritischen Situationen hinter Beratern versteckt verliert immer den Respekt von allen Mitarbeitern.
Unser Recruiting ist nicht gut genug und wir sind zu unflexibel In größeren Firmen sollen ja größere Beratungen Mitarbeiter morgens mit Bussen von größeren Hotels zum Einsatzort fahren. Wenn das Busunternehmen dafür einen langfristigen Vertrag hat, ist definitiv etwas schief gelaufen.
Unternehmensberatungen rufen hohe Tagessätze auf. Im Idealfall ist das absolut gerechtfertigt, weil sie wertvolle Mitarbeiter mit gefragten Kompetenzen haben und diese flexibel einsetzen können. Flexibilität kostet Geld. Auch wenn alle Beratungen immer von vollen Auftragsbüchern reden, gibt es Leerlaufzeiten zwischen Projekten, die durch höhere Tagessätze mitfinanziert werden müssen. Trotzdem ist in jeden Tagessatz natürlich eine Marge eingerechnet. Diese Marge und die Aufschläge für Flexibilität sollte ich mir als Unternehmen sparen, wenn ich Kompetenzen dauerhaft benötige.
Der Einsatz von Beratern ist ein sehr teures Pflaster für stümperhaftes Recruiting oder verkrustete Strukturen.
Es mag Organisationen geben in den (öffentliche) Eigentümer Führungskräfte mit Zielen zum Personalbudget steuern. Gerade bei Stadtwerken habe ich das erlebt: Man geht davon aus, dass die Mitarbeitereffizienz gesteigert werden kann, deswegen wird ein sinkendes Personalbudget festgeschrieben. Wir befinden uns aber gerade in einer dynamischen Zeit: Personal könnte in manchen Bereichen abgebaut werden – das geht aber nicht schnell genug. In anderen Bereichen müsste Personal aufgebaut werden. Dafür ist aber kein Geld da, weil das Personalbudget gedeckelt ist. Jetzt werden dauerhaft Berater beauftragt, weil das Geld aus einem anderen Topf kommt. Das Unternehmen zahlt dauerhaft ein Vielfaches der Kosten. Langfristig Absoluter Irrsinn.