Sind Seenotretter die besseren Produktentwickler?
Innovationsprozesse fühlen sich manchmal an wie Seenotrettung: Wenig Zeit, zu wenige Helfer vor Ort und man weiß nicht genau wen oder was man sucht.
Eine kurze Recherche hat ergeben, dass es in der Seenotrettung verschiedene Suchmuster gibt. Lassen sich die Stärken und Schwächen dieser Suchmuster auf Innovationsprozesse übertragen?
Die vier Suchmuster in der Seenotrettung lauten:
1. Zufällige Suche
Kann funktionieren, muss aber nicht. Ob es funktioniert oder nicht ist reine Glückssache. Das ist, was Amateure unter hohem Stress wahrscheinlich bei einem echten Notfall tun würden. Während Seenotretter so wahrscheinlich niemals vorgehen würden, gibt es tatsächlich Produktentwickler, die dieses Vorgehen versuchen. Wenn man ein echtes Genie ist, kann damit durchaus erfolgreich sein und auf Glück und seine göttlichen Gaben vertrauen. Ich habe aber auch schon gesehen, dass jemand einmal mit Glück Erfolg hat und dann glaubt, dass er ein Genie ist.
2. Such von innen nach außen
Hat bei Rettungsmissionen den Vorteil, dass Verunglückte mit hoher Wahrscheinlichkeit noch Leben, wenn, wenn sie gefunden werden. Dummerweise findet man sie nicht immer.
3. Suche von außen nach innen
Hat im Einsatz den Vorteil, dass man Verunglückte (fast) immer findet. Leider kann das sehr lange dauern und die Rettung kommt unter Umständen zu spät.
4. Suche in den wahrscheinlichsten Gebieten
Die Retter legen die Suchkorridore fest, in denen die Verunglückten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu finden sind. Dann wird dort von innen nach außen gesucht. Im Idealfall gibt es so die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit. Funktioniert, wenn es ausreichende Hinweise (zum Beispiel Strömung oder Windrichtung) zur Festlegung eines Korridors gibt.
Dieses Suchmuster entspricht hypothesengetriebenem Design. Es wird versucht, das Beste aus allen Welten miteinander zu vereinen: Ressourceneinsatz mit Augenmaß und gleichzeitig die Möglichkeit, bei Bedarf in allen Richtungen zu suchen. Für eine erfolgreiche Anwendung ist es notwendig zu definieren, wann eine Hypothese abgelehnt wird und der nächste Korridor abgesucht werden muss. Außerdem sollte einem bewusst sein, was man wirklich weiß und was man nur vermutet.
Klingt gut? Oder doch nur ein unausgegorenes Hirnflattern? Ich freue mich auf Kommentare.
Notiz an mich: Erstens freuen, dass bei meiner Arbeit niemand stirbt, wenn es nicht funktioniert. Zweitens bei der nächsten kreativen Krise entspannter bleiben und an die Helden mit wirklich wichtigen Jobs denken.
Über den Autor
Daniel Herrmann
Ehemaliger Business-Kasper | Ausgewildertes Spielkind
Ich bin Game Thinker, Consultant und fanatischer Anhänger der Theorie Y. Meine Frau findet mich unfreiwillig komisch. Maximal 2 von 100 Menschen werden in Gesprächen mit mir dümmer.
Co-Founder von Monokel Consulting, Serious PlayScape und RokaEnergy.