Im Englischen gibt es für Verantwortung die Worte Ownerhship, Responsibility und Accountability. Simon Sinek hat mal gesagt, dass, wenn die Menschen nach Accountability rufen, die Organisation nicht so gestaltet ist, dass Menschen Ownership übernehmen wollen.
Diese Aussage beschäftigt mich in der letzten Wochen sehr intensiv. Fast immer, wenn in schlecht laufenden Projekten von Verantwortung oder Verantwortlichkeit gesprochen wird, geht es darum, dass ein armes Schwein rechenschaftspflichtig gemacht werden soll. Im besten Fall wird er dabei so unter Druck gesetzt, dass er sich tatsächlich dafür einsetzt, das Projekt zum Erfolg zu bringen. Auch wenn er dafür ein anderes Projekt, in dem er nicht rechenschaftspflichtig ist, opfern muss. Motivation heißt hier, dem Druck auszuweichen. Im schlechtesten Fall geht es nur darum, EINEN Schuldigen zu finden, damit nicht ALLE schuldig sind.
Es geht aber fast nie darum, das ganze Projekt inklusive der Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Menschen gerne die Verantwortung übernehmen und das Projekt zum Erfolg bringen wollen. Also positive Motivation durch Vorfreude auf die Projektergebnisse – Erreichung der Projektziele, Erfahrungsgewinn, Anerkennung.
Eine Organisation, in der es in Projekten immer um Verantwortung geht, hat tiefgreifende Probleme. Sehr häufig liegt es an einer mangelnden Priorisierung von Projekten und einer Überlast an gleichzeitig laufenden Projekten. Die Lösung wäre eine Reduktion der Projekte oder ein Aufbau von weiteren Kapazitäten.
Gut vernetzte Projektmanager*innen können viel auf dem kurzen Dienstweg bewirken. Natürlich zu Lasten von anderen Projekten. Als schlecht vernetzter Projektmanager kann ich nur nach Transparenz rufen. Die Überlast der Organisation zwingt dazu, sich wie eine Petze ständig an den Kindergärtner zu wenden.
Dies führt zum zweiten Punkt, dem Missbrauch von Transparenz:
Transparenz ist super. Wenn alle Beteiligten von sich aus zu dem Schluss kommen, dass geteilte Informationen dazu führen, dass man sich besser helfen kann. Verordnete Transparenz, in einer Kultur der Rechenschaftspflicht, führt zu noch weniger Offenheit. Wenn Transparenz vor allem dazu dient, schuldhaftes Verhalten zu dokumentieren ist die Forderung nach Transparenz vor allem ein zusätzlich „Herrschaftsinstrument“. Transparenz sollte aber vor allem die tägliche Zusammenarbeit der Mitarbeiter verbessern und nicht die Fähigkeit, bei Problemen Hilfe aus der Chefetage zu organisieren.