Matschküchen, Pinterest und Prototyping
Ein unschuldiger Kinderwunsch, hohe Erwartungen und was man daraus über Prototyping lernen kann.
Was ist passiert?
Am Sonntagnachmittag kam mein zweijähriger Sohn mit einem Wunsch zum mir: „Papa, ich möchte jetzt sofort eine Matschküche.“ Die vor Wochen von meiner Frau abstrakt in den Raum gestellte Idee wurde plötzlich sehr konkret.
Als Mensch mit einem Faible für Prototyping habe ich schnell die zu testende Hypothese definiert: „Der Nutzer hat mit einer Schlammküche viel Spaß – auch wenn die Matschküche keinen Wasseranschluss, sondern nur einen auffüllbaren Tank hat.“ Durch Playtesting mit quantitativen Daten (Spieldauer) und qualitativer Befragung zu verifizieren.
Also habe ich in ca. 14 Minuten zusammengekratzt, was der Keller hergibt und einen Prototyp zusammengekloppt.
Ergebnis: Nutzer begeistert. Hypothese verifiziert. Budget locker eingehalten. Projekt trotzdem gescheitert. Die Matschküche sah so jämmerlich aus, dass meine Frau ein sofortiges Ende des Experiments gefordert hat.
Was lässt sich daraus in den Arbeitsalltag übertragen?
- Stakeholder-Management ist extrem wichtig. Sich nur auf die Nutzerinnen zu konzentrieren greift manchmal zu kurz. Vor dem Prototyping Erwartungen steuern und kommunizieren was der Prototyp ist und was er leisten kann.
- Pinterest sollte nicht der Maßstab für Prototypen (und Hobbyhandwerker unter Zeitdruck) sein.
- Ein Prototyp sollte eine Hypothese mit so wenig Aufwand wie möglich testbar machen.
Über den Autor
Daniel Herrmann
Ehemaliger Business-Kasper | Ausgewildertes Spielkind
Ich bin Game Thinker, Consultant und fanatischer Anhänger der Theorie Y. Meine Frau findet mich unfreiwillig komisch. Maximal 2 von 100 Menschen werden in Gesprächen mit mir dümmer.
Co-Founder von Monokel Consulting, Serious PlayScape und RokaEnergy.
Mehr zum Thema Game Thinking lesen:
Spielerisch die Welt retten
Warum brauchen wir gerade in Zeiten der digitalen Transformation Playful Organizations, Economies und Societies? Wie uns spielen hilft, humane und wettbewerbsfähige Unternehmen und Gesellschaften zu erschaffen.
Hirnflattern Nummer 1
Es gibt bemerkenswerte Ergebnisse einer Studie zum Thema Übergewicht. Größter Indikator für das (Über-)Gewicht einer Person ist demnach der BMI der besten Freunde. Wer übergewichtige Freunde hat, ist mit großer Wahrscheinlichkeit selbst übergewichtig. Mit allen entsprechenden Auswirkungen. Der Grund hängt vermutlich mit kontextueller Wahrnehmung zusammen: Du bemisst Dein Gewicht nicht nach objektiv messbaren Kriterien (wie dem BMI), sondern vergleichst Dich mit anderen.
Hirnflattern 8: Kunden sind elendige Lügner
Nutzerzentrierung ist immer noch hip. So wie zu Zeiten von Walter Ulbricht „rede doch mal mit Deinen Kunden“. Natürlich nicht dort wo Walter Ulbricht Chef war, aber das ist ein anderes Thema. Allerdings gibt es ein Problem: Nutzer oder Interviewpartner aus einer Zielgruppe lügen wie gedruckt: Zu ihren Dienstleistern, zu professionellen Interviewern und vor allem zu sich selbst.
Serious Games Canvas Gamification game thinking
Canvas‘ sind beliebt. Games auch. Ich bringe beides zusammen. Welche Fragen kann oder sollte man sich stellen, wenn an einem Game arbeitet. Der/die/das Gamification/Game Thinking/ Serious Games Canvas kommt mit allen Stärken und Schwächen, die jedes Canvas so bietet.
Weil Spiele machen und Spiele spielen oft schöner ist als über’s Spiele machen zu schreiben, ist das Canvas immer noch im Status Prototyp. Also. Bitte mit Vorsicht genießen und bei Verbesserungsvorschlägen gerne Kontakt mit mir aufnehmen.
hirnflattern-nummer-5-Thors-Hammer-Sap
Thor hatte seinen Hammer, Captain America seinen Schild, Jordan seine Nike’s und Felix Baumgartner hatte eine Dose Red Bull.
Eure Mitarbeiter haben im Homeoffice SAP auf einem alten Notebook.
Müssen Werkzeuge für Wissensarbeiter so schlecht sein?
Design Thinking Kritik
Design Thinking wurde als Wunderwaffe im globalen Wettbewerb gepriesen. Jetzt hört man vermehr Kritik an Design Thinking. Design Thinking wird jetzt möglicherweise auf dem Altar der Kirche der Skeptiker geopfert. Der Goldrausch ist vorbei. Aber ist Design Thinking von Grund auf falsch? Oder haben Berater und Entscheider eine Riesenchance verspielt?